Gesundheit, Gefahren, Sicherheit

>> Gefahren lauern überall
>> Schlechtes Wetter
>> In Seenot?
>> Sicherheit & Seekrankheit

Die Windjammer, mit denen der Hessische Lloyd fährt, sind keine Seelenverkäufer. Es sind Schiffe unter deutscher Flagge, die von der See- Berufsgenossenschaft zugelassen und von besonderen „Schiffs- TÜVen“ (z.B. Germanischer Lloyd) zertifiziert sind. Radar, Echolot, Funk, Navigationsbesteck, Karten auf Papier und elektronisch, GPS gehören ebenso zur Ausrüstung wie Feuerlöscher, Pumpen, Rettungsinseln, Rettungsringe und Automatikbojen. Schwimmwesten und Automatikwesten stehen ebenso wie Sicherheitsgurte zur Verfügung. Die Ausrüstung wird regelmäßig gewartet und ist auf aktuellem Stand.

 

Gefahren lauern überall

Seefahrt ist eine durchaus gefahrgeneigte Tätigkeit. Man rumst sich auf steilen Treppen („Niedergänge“) den Kopf an, schrabbt sich an einer Leine die Hand auf oder schneidet sich mit dem Küchenmesser. Verglichen mit Radfahren in der Stadt oder Wandern im Gebirge ist Seefahrt nichts Wildes. Und: In der professionellen Seefahrt sind Fachleute zur Hand, die wissen, wie Gefahren umschifft werden und Unfälle zu behandeln sind. Beim Hessischen Lloyd fährt stets ein Schiffsarzt mit.

Leichenfänger
Strecknetz über der Reling

Das Klettern in der Takelage ist erstens völlig freiwillig und wird zweitens geübt. Nur wer es bei sanftem Wetter sicher kann und will, geht bei Wind in die Masten. Und dann immer auf der dem Wind zugewandten Schiffsseite („Luv“), damit man und frau vom Wind gegen die Strickleitern (Wanten und Webe­leinen) gedrückt wird und nicht weg davon. Vorher werden die Taschen geleert – es wäre doch zu ver­drießlich, wenn arglosen Decks­gästen eine Stablampe auf den Kopf fiele. Es geht nur mit festen Schuhen und zugelassenem Sicherheitsgurt hoch. Ein solcher Gurt hat zwei Leinen mit Karabinerhaken. Wer unsicher ist, bleibt mit einer Leine gesichert, klettert etwas höher, klinkt die andere Leite ein, löst die erste, klettert weiter usw. Das dauert zwar etwas länger, ermöglicht aber, dass Mann und Frau in jedem Moment gesichert sind.  

 

Schlechtes Wetter

Wenn das Wetter rau wird, gilt der Grundsatz: „Nur ein schlechter Seemann geht bei schlechtem Wetter aufs Wasser“. Allerdings mit dem Zusatz: „- wenn er nicht muss“. Wenn es darum geht, das Schiff rechtzeitig in den Zielhafen zu bringen und es vertretbar ist, nimmt die Schiffsführung auch Fahren bei Starkwind und Sturm in Kauf. Ein Großsegler hält das locker aus. Es macht nichts, wenn sich das Schiff auf die Seite legt. Zuvor wird vorausschauend die Sicherheit erhöht: Die Bootsleute spannen Strecknetze (vulgo „Leichenfänger“) über der Reling.  

Bei richtig schlechtem Wetter trägt jeder und jede an Deck nicht nur Regenkleidung, sondern auch Automatik- Schwimmweste und Sicherheitsgurt. Selbst wenn der unglückliche Zufall eintreten sollte, dass jemand ausrutscht und es irgendwie nach außenbords schafft, hängt er sicher fest und kann flugs wieder reingeholt werden. Auf jedwede Tätigkeit an Deck, die nicht unabweisbar nötig ist, wird bei schlechtem Wetter verzichtet.  

 

In Seenot?

Für den Seenotfall wird zu Beginn einer Reise geübt: Wo sind die Rettungsmittel, wie lauten die Signale, wer bedient Beiboot (Dinghi) und Rettungsinseln, wer bekämpft wie Feuer im Schiff? Die Schiffsführung, der Maschinist, die Bootsleute wissen, was bei Seenot zu tun ist und tun es dann auch.

 

kleine VerletzungDer Schiffsarzt hats vollbracht

 

Es mag vorkommen, dass jemand vom Schiff stürzt. Jetzt kommt es nicht mehr auf Schönheit, Korrektheit und Materialschonung an. Erstens: „Mann über Bord“ brüllen (auf Gender- Neutralität kann in diesem einen Fall verzichtet werden, „Frau über Bord“ führt aber zum selben Ablauf). Zweitens: Der wachführende Steuermann bestimmt sofort eine Person, die den Verunglückten im Auge behält und mit ausgestrecktem Arm permanent die Richtung weist. Drittens: Rettungsmittel zum Verunglückten! An Deck hängen Rettungsringe und Markierungsbojen. Die Bojen ragen weit hoch und blinken im Wasser. Wer gerade eine Holzkiste in der Hand hält oder einen leeren Kanister zu fassen bekommt – egal: Schnelligkeit ist Trumpf – alles raus, was schwimmen kann und es dem Verunglückten leichter macht. Denn der oder die muss sich erst von Stiefeln und Klamotten befreien, die das Schwimmen sehr schwer machen. Hilfreich ist, wenn beim unverzüglichen Abwerfen darauf geachtet wird, dass das Rettungsmittel den Verunglückten nicht treffen sollte. Viertens: Das Schiff wird ohne Rücksicht auf Schäden und Gepflogenheiten gestoppt. Fünftens: Das Beiboot („Dinghi“) wird ausgebracht, bemannt und saust los, den Verunglückten einzusammeln. Sechstens: Über Funk werden Schiffe in der Nähe informiert, die für eventuelle Suche sofort den Kurs ändern. Siebtens: An Deck werden warme Decken bereit gelegt, der Koch bereitet heißen Tee (jetzt niemals Alkohol). Und das alles gleichzeitig.

 

Sicherheit & Seekrankheit

Ein Crewmitglied verloren zu haben ist freilich keinem aus dem Kreis der Berufsseeleute und des Reederrats des Hessischen Lloyd erinnerlich. Warum? Weil man sich nicht auf die Reling setzt, auch wenn sie noch so bequem aussieht. Und weil bei jedem denkbaren Risiko Sicherheitsgurte getragen werden.

Zu wirklich ernsthaften Unfällen ist es bei den bisherigen Reisen nicht gekommen. Das Übelste war ein Missgeschick unter den Profis, als ein Kapitän einen dicken, schweren Eisenring („Rohring“) an einer dänischen Pier seinem Ersten Steuermann auf den Fuß klappte. Großes Aua! Und der dusselige Reeder glaubte im Hafen, barfuß laufen zu sollen. Sein rechter Mittelzeh erinnert noch heute daran.

 

schlechtes WetterKein tolles Wetter

 

Seekrankheit kann einen treffen oder auch nicht. Es gibt verschiedene Ursachen. Zunächst ist das Gleichgewichtsorgan im Ohr durch den ungewohnt schwankenden Untergrund gestört. Sodann kann es eine psychische Verwirrung sein: Wenn das Schiff durch den Segeldruck auch nur leicht zur Seite geneigt ist, sind unter Deck die Wände und Einrichtungen schräg. Das ist für Menschen vom Lande oft sehr verwirrend und verstörend. Schließlich: Der Magen ist im Bauchraum aufgehängt. Wenn er beim Schiffschaukeln an der Seite andotzt, kann das zu Übelkeit führen. Jede Kombination der drei Ursachen ist möglich.  

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Nur ganz, ganz wenige Menschen sind so empfindlich, dass sie wirklich nicht zur See fahren können. Alle anderen sind idealerweise nicht betroffen oder nur zu Beginn einer Reise oder nur bei wirklichem Schaukelwetter. Was tun? Erstens prophylaktisch Medikamente gegen Seekrankheit nehmen. Zweitens sorgt der Kapitän dafür, dass ein Kurs gewählt wird, der das Schiff möglichst wenig schaukeln lässt. Drittens die Akkupressurpunkte am Handgelenk innen drücken. Viertens an der frischen Luft in der Mitte des Schiffes bleiben und die Horizontlinie angucken. Fünftens muss sich niemand schämen, der sich übergibt – solange es auf der windabgewandten Seite („Lee“) außenbords geht. Sechstens liefert der Koch angemessene Nahrung: Tee und Zwieback. Siebtens wird bei schweren Fällen eine Koje in Längsrichtung möglichst weit unten, möglichst nahe der Kiellinie bezogen. Schließlich gibt es noch den Schiffsarzt.